Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schießt der Schmerz durch die Gelenke: ein Gichtanfall. Allein das Anziehen einer Hose oder eines Strumpfes kann zur Tortur werden. Jahrzehnte lang nahm man an, dass die Betroffenen eine strenge Diät einhalten müssen. Erfahren Sie hier alles Wichtige zu Gicht – die richtige Ernährung.
Was ist Gicht?
Kaum eine andere Krankheit ist enger mit dem Wohlstand der westlichen Welt verbunden als Gicht. Bereits im Altertum trat das Krankheitsbild nach reichlichem Genuss von Alkohol und viel Fleisch und Fisch auf. Heute zählt Gicht zu den häufigsten ernährungsbedingten Krankheiten bei Erwachsenen.
Die Gicht, auch Urikopathie oder Arthritis urica, ist eine Stoffwechselerkrankung. Durch eine zu hohe Harnsäurekonzentration im Blut kommt es zu zur Ablagerung von Harnsäurekristallen in Gelenken und Geweben. Die Betroffenen leiden unter wiederkehrenden Gichtanfällen. Bei einem solchen Anfall entzünden sich die Gelenke, schwellen an und es kommt zu sehr starken Schmerzen.
Bei Gicht befindet sich zu viel Harnsäure im Körper. Die Harnsäure entsteht beim Abbau bestimmter organischer Verbindungen, der sogenannten Purine. Ist der Harnsäurespiegel zu hoch, lagern sich winzige Harnkristalle an verschiedenen Stellen im Körper ab, insbesondere in den Gelenken. Zudem kann es auch zu einer Schädigung der Nieren kommen, die langfristig zu einer Niereninsuffizienz führen kann.
Was sind Purine?
Purine sind natürlich vorkommende Verbindungen, die im Körper, in zahlreichen Lebensmitteln und einigen Getränken enthalten sind. Purine werden dem Körper über die Nahrung zugeführt, können aber auch selbst produziert werden, da sie Bestandteil der Erbsubstanz sind und für den Zellaufbau benötigt werden.
Welche Ernährung fördert die Gicht?
Das Entstehen von Gicht geht oft auf eine fleisch- und fettreiche Ernährung mit einem hohen Alkoholkonsum zurück. Viele der Betroffenen wissen dies auch.
Vor allem Fisch, Fleisch, Wurst und Innereien sind bei einem erhöhten Harnsäurespiegel ungünstig. Aber auch Hülsenfrüchte, Säfte und Softgetränke lassen den Harnsäurespiegel steigen.
Gicht – die richtige Ernährung
Da ein Gichtanfall durch ein Zuviel an Harnsäure im Blut entsteht, sollte man davon ausgehen, dass eine purinarme Ernährung den Gichtanfällen vorbeugen kann. Mittlerweile können Gichtpatienten aber aufatmen, eine strenge purinarme Ernährung ist nicht mehr Teil der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin. Bei den Medizinern sind jetzt Fett und Zucker in den Focus gerückt worden.
Bei Gicht müssen Sie sich in der Regel keiner strengen Diät unterziehen, es reicht sich ausgewogen zu ernähren. Alle Empfehlungen der Mediziner laufen auf eine gesunde pflanzenbasierte Ernährung hinaus. Also eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig Hülsenfrüchte und mageren Milchprodukten.
Dabei sollte man sehr fettes Essen und zuckerhaltige Getränke vermeiden.
Diese Lebensmittel sind bei Gicht empfehlenswert
Mehl, Brot, Getreide & Beilagen
- Kartoffelbrei, Pellkartoffeln, Vollkornbrot, Vollkornbrötchen, Vollkornnudeln
Gemüse
- Aubergine, Blattsalate, Fenchel, Frühlingszwiebel, Gemüsesaft, Kartoffel, Knoblauch, Kürbis, Löwenzahn, Möhre, Paprikaschote, Pfifferling, Radieschen, Rote Bete, Salatgurke, Steckrübe, Tomate, Zucchini, Zwiebel
Obst
- Ananas, Apfel, Aprikose, Beeren, Clementine, Hagebutte, Melone, Nektarine, Orange, Pfirsich, Pflaume, Sauerkirsche
Nüsse, Kerne & Samen
- Haselnüsse, Mandeln, Paranusskerne, Walnüsse
Eier, Milch & Milchprodukte
- Buttermilch, Dickmilch, Eier, Frischkäse (einschließlich körniger Frischkäse), Harzer Käse, Käse (bis 45% Fett in Trockenmasse, wie Feta, Frischkäse, Hartkäse, Mozzarella, Schnittkäse, Weichkäse), Kefir, Milch (bis 3,5 %), Molke, Naturjoghurt (bis 3,5%), Saure Sahne, Speisequark (bis 20%)
Fleisch & Wurstwaren
- Hühnerfleisch ohne Haut (Filet), Geflügelaufschnitt, Putenfleisch ohne Haut (Filet)
Fisch & Meeresfrüchte
- Aal, Auster, Flusskrebs, Kabeljau (Dorsch), Languste, Schillerlocke, Schlei, Kaviarersatz (falscher Kaviar)
Fette & Öle
- Leinöl, Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl, Weizenkeimöl
Getränke
- Grüner Tee, ungezuckerter Früchtetee, ungezuckerter Kräutertee, Wasser, 3–4 Tassen Kaffee
Aufstriche
- Vegetarischer-Aufstrich ohne Hefe
Kräuter, Gewürze & Würzmittel
- Alle frischen Kräuter und Gewürze
Fertigprodukte
- Tiefgekühltes Gemüse ohne Zusätze
Diese Lebensmittel sind bei Gicht zu vermeiden
Mehl, Brot, Getreide & Beilagen
- Brot mit Sonnenblumenkernen, Brot mit Weizenkeimen, Croissant, Früchtemüsli, geschälter Reis, gesüßte Cerealien (wie Schokopops, Cornflakes,), Hartweizennudeln (helle Teigwaren), Kartoffelfertigprodukte (wie Kartoffelbrei, Kroketten, Pommes, Puffer), Toastbrot, Weißbrot, Weißmehl (Mehl Type 405), Weißmehlprodukte, Weizenbrötchen, Weizenkeime, Zwieback
Gemüse
- Gemüsemischungen mit Butter oder Sahne
Obst
- Trockenobst, Kompott, Obstkonserve mit Zuckerzusatz
Nüsse, Kerne & Samen
- Gesalzene Nüsse, Mohnsamen, Nüsse im Teigmantel, Nüsse mit Schokoladenglasur, Sonnenblumenkerne
Eier, Milch & Milchprodukte
- Frischkäsezubereitungen, Fruchtbuttermilch, Fruchtjoghurt, Fruchtquark, Kakaozubereitungen, Milchmischgetränke, Milchreis, Pudding, Sahnequark, Sprühsahne, Schmelzkäse
Fleisch & Wurstwaren
- fettreiches Fleisch (Hühnerschenkel mit Haut, Haxe), Innereien (Leber, Herz, Hirn, Niere usw.), paniertes und frittiertes Fleisch, Schweinefleisch und daraus hergestellte Wurstwaren, Streichfähige Wurst, Wurst mit Innereien
Fisch & Meeresfrüchte
Anchovis, Brathering, Forelle (mit Haut), Hering (mit Haut), -Jakobsmuschel, Sardelle, Sprotte (geräuchert), Stockfisch, Thunfisch, Thunfisch in Öl, Venusmuschel
Fette & Öle
- Distelöl, Gänseschmalz, gehärtete Back- und Bratfette, Margarine, Schweineschmalz, Sonnenblumenöl
Getränke
- Alkohol, Bier (auch alkoholfrei), Energydrink, Fruchtsaft und -nektar, Getränkesirup, Softdrink
Aufstriche
- Erdnussbutter, Nuss-Nougat-Aufstrich, Marmelade, Konfitüre, -Aufstrich mit Hefe
Kräuter, Gewürze, Saucen & Würzmittel
- Barbecuesauce, Fertigdressing, Grillsauce, Hefeflocken, Ketchup, Mayonnaise
Fertigprodukte
- Fertigprodukte mit Fruktose Zusatz (u.a. TK-Pfannengerichte), Paniertes und Frittiertes, stark verarbeitete Fertigprodukte (Pizza, Fertigsuppe)
Süßes & salzige Snacks
- Chips, Eiscreme, Gummitiere, Kekse, Milchschokolade, Müsliriegel, Pralinen, Salzgebäck, süße Backwaren, süße Milchprodukte
Süßungsmittel
- Agavendicksaft, Zucker
Betrachten Sie in Ruhe beide Listen, werden Sie feststellen, dass eine bunte ausgewogene pflanzenbasierte Ernährung auch hier das Mittel der Wahl wäre. Eine solche Ernährung bringt auch eine langsame Gewichtsreduktion mit sich, die Gichtpatienten empfohlen wird.
Da wir gerade bei der Gewichtsreduktion sind, was kann man sonst noch gegen Gicht tun, außer Medikamente zu schlucken?
Zusätzliche Empfehlungen bei Gicht
Fettige und/oder zuckerhaltige Gerichte vom Speiseplan zu streichen, ist ein sehr wichtiger Schritt einem Gichtanfall vorzubeugen. Noch mehr können Sie tun, wenn Sie auch in anderen Bereichen Ihren Lebensstil umstellen. Beachten Sie folgende Tipps:
- Übergewicht kann Gicht fördern. Aus diesem Grund lohnt es sich, Übergewicht abzubauen – aber langsam. Wer mehr als zwei bis drei Kilogramm Körpergewicht pro Monat abnimmt, kann dadurch sogar einen Gichtanfall auslösen.
- Alkohol befeuert die Bildung von Harnsäure an und verringert gleichzeitig ihre Ausscheidung über die Nieren. Menschen mit Gicht sollten ihren Alkoholkonsum daher reduzieren. Vor allem Bier und hochprozentige Spirituosen sind Gichtauslöser.
- Bewegung: ein aktiver Lebensstil verhindert Gichtanfälle, denn Bewegung senkt den Harnsäurespiegel.
Gicht – die richtige Ernährung: Fazit
Eine gesunde ausgewogene Ernährung mit wenig Fleisch und Fisch, eine pflanzenbasierte Ernährung, ist bei Gicht das Mittel der Wahl. Berücksichtigt man etwas die obigen Listen über Purin reiche oder Purin arme Lebensmittel, gönnt seinem Körper etwas weniger Kilos, etwas mehr Bewegung und lässt an die Finger vom Alkohol, dürften die Gichtanfälle nachlassen.