Nelken – Heilmittel und Gewürz, eine geniale Doppelfunktion. Gewürznelken gehören traditionell in fast jede Lebkuchen- und Punsch-Rezeptur. Sie veredeln Fleisch- und Gemüsegerichte und manche Soße. Und als Heilpflanze sind sie schon seit Jahrtausenden bekannt. Erfahren Sie alles Wissenswertes über die Nelke – als Heilmittel und Gewürz.
Herkunft
Die Gewürznelken, kurz Nelken, sind die getrockneten Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes. Der Gewürznelkenbaum gehört zu den Myrtengewächsen und wurden schon in der Antike als aus Indien kommend beschrieben. In Europa sind Gewürznelken seit dem frühen Mittelalter bekannt. Auf den Nelkenhandel hatten die Niederländer lange Zeit ein Monopol, die die Nelken von den Molukken (Indonesien) verschifften.
Mittlerweile werden Gewürznelken weltweit angebaut. Die beste Qualität kommt auch heute noch von den Molukken und auch von Sansibar und Madagaskar.
Die 1–2 Zentimeter langen Knospen müssen vor dem Erblühen von Hand gepflückt werden, wenn sie sich von grün nach rosa färben und noch bevor die kugelig zusammenstehenden Blütenblätter abfallen. Nach dem Trocknen werden sie braun und hart, ähneln Nägeln und haben drei Viertel ihres Gewichts verloren. Gute, frische Nelken erkennt man daran, dass sie sich fettig anfühlen und etwas Öl absondern. Auch der Schwimmtest gibt Aufschluss über die Qualität: Hochwertige Nelken sinken in Wasser oder stellen sich zumindest senkrecht mit dem Köpfchen nach oben. Schlechte, das heißt mehr oder weniger entölte Nelken, schwimmen waagerecht auf der Wasseroberfläche. (1).
Nelken – in der Küche
Rotkohl ohne Nelken zubereitet, Glühwein ohne Nelken: fast undenkbar. In der Küche werden die Gewürznelken – vorsichtig dosiert, da sie sehr intensiv schmecken – zum Würzen von Rotkohl, Lebkuchen, Glühwein und Punsch, zum Würzen von Marinaden, Soßen, Wurst, Fleisch- und Fischgerichten und anderem verwendet.
Essen sollte man nur den Nelkenkopf. Der Kopf schmeckt fein und edel, im Gegensatz zum Stiel, der nur penetrant bitter schmeckt. In Fonds und Suppen kocht man die Nelken im Ganzen mit und entfernt sie zum Ende der Garzeit. Hier empfiehlt sich ein Gewürzsäckchen oder das Spicken einer Zwiebel mit den Nelken, da man diese einfach aus dem Gericht entfernen kann. Außerdem sind sie fester Bestandteil von Glühwein und winterlichem Punsch. Hier werden sie in Orangen- oder Zitronenstücke gespickt. Auf diese Weise finden Nelken oft auch als Raumduft Verwendung: Einfach jeweils rund 40 Nelken in zwei bis drei Orangen piksen – und schon sind die ebenso dekorativen wie weihnachtlich duftenden Nelken-Orangen fertig.
Einkauf
Nelken gehören zu den Gewürzen mit einem relativ hohen Preis. Dieser Preis ist der Arbeitsintensität (Handarbeit) geschuldet. Andererseits braucht man wegen ihres sehr intensiven Geschmacks zum Würzen nur sehr wenige, sodass man lange etwas von einer Packung hat. Etwas mehr auszugeben, lohnt sich meistens, weil man bei Marken- oder Biowaren ziemlich sicher vor schlechter Qualität sein kann.
Lagerung
Das kostbare und köstliche an Nelken, nämlich ihre ätherischen Öle, kann bei falscher Lagerung schnell verfliegen. Also Nelken unbedingt fest verschlossen, vor Licht geschützt und nicht zu warm aufbewahren.
Nelken – Heilmittel und Gewürz
Befassen wir und nun mit der Heilpflanze Gewürznelke.
In der chinesischen und ayurvedischen Heilkunde hat die Nelke ihren festen Platz. Schon im 3. Jahrhundert v. Chr. haben chinesische Ärzte sie als Schmerzmittel und zur Behandlung von Unpässlichkeiten eingesetzt.
Im Mittelalter der Hildegard von Bingen wurden die Nelken als leber-, magen- und hirnstärkend angesehen (2).
Heute findet die Nelke in der Schulmedizin und in der Naturheilkunde Anwendung.
Nelken – Heilmittel und Gewürz und ihre Inhaltsstoffe
Die ungeöffneten Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes enthalten die größten Mengen an heilenden Wirkstoffen. Dies sind zum Beispiel bis zu 15% ätherische Öle, darunter 70-85% Eugenol (Duftstoff) das betäubend wirkt. Weitere Bestandteile sind Entzündungshemmer (Beta-Caryophyllen) und ein sehr hoher Anteil an wertvollen Antioxidantien. Diese Wirkstoffe können vielseitig zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden.
Neben der Verwendung als Gewürz kann man Nelken in der Heilkunde auf vier Arten verwenden.
- Ganze Nelke
- Nelken Tee
- Nelkenöl
- Nelken Tinktur
Nelkenöl gegen zahlreiche Beschwerden
Eine Möglichkeit die Heilwirkung der Gewürznelke zu nutzen ist das Nelkenöl. Dieses kann man in Apotheken und in guten Drogeriemärkten käuflich erwerben oder ganz einfach selbst herstellen.
Zutaten für 50 ml Nelkenöl
- 15-20 ganze Nelken, alternativ 2-3 TL gemahlene Nelken
- 50 ml Speiseöl
- 2 Twist-Off-Gläser mit Deckel, am besten dunkel
- Kaffeefilter zum Abseihen
- Pipette, von leeren Nasentropfen zum Beispiel
Produktion 😉
Eines der Gläser mit kochendem Wasser ausspülen, damit es steril wird.
Die Nelken mit dem Öl in dieses Glas geben und gut verschließen.
Ein paar mal gut schütteln und das Glas lichtdicht einpacken. Ich benutze hierfür eine alte Socke oder ein altes Tuch.
Das Glas an einen kühlen Ort stellen und einmal am Tag leicht schütteln.
Nach den 14 Tagen über einen Kaffeefilter in das 2. Glas absieben und luftdicht verschließen.
Mit der Pipette kann nun bei Bedarf Nelkenöl entnommen werden.
Hinweise zur Verwendung von Nelkenöl
Verwenden Sie ausschließlich Nelken und Nelkenöl in Bioqualität, um Schadstoffe auszuschließen.
Für Schwangere ist die Gewürznelke als frühzeitiger Wehen Auslöser oder zur Unterstützung von schwachen Geburtswehen bekannt. Während der Schwangerschaft sollte deshalb, wie bei vielen Heilkräutern, auf dieses Gewürz verzichtet werden.
Nelkenöl sollte nicht unverdünnt auf wunde oder entzündete Schleimhäute aufgetragen werden. Ebenso ist der Kontakt mit den Augen zu vermeiden.
Bei erhöhter oraler Einnahme von Nelkenöl kann es zu Vergiftungen kommen.
Kommen wir jetzt zu Anwendungsbeispielen für Nelkenöl.
Nelken – Heilmittel und Gewürz als Schmerzmittel
Wer von uns hat nicht schon einmal Zahnschmerzen gehabt? Das Eugenol in den Nelken hat eine betäubende Wirkung und kann daher als Hausmittel bei Schmerzen, insbesondere bei Zahnschmerzen eingesetzt werden. Nimmt man eine Nelke zwischen die Zähne, setzt der betäubende Effekt schnell ein. Durch vorsichtiges Kauen werden die Wirkstoffe herausgepresst und die Schmerzen gelindert. Alternativ kann man auf ein Wattestäbchen ein bis zwei Tropfen Nelkenöl geben und damit die schmerzende Stelle benetzen. Die schmerzstillende Wirkung tritt nach wenigen Minuten ein.
Nelkenöl als Mundwasser
Auch als Mundwasser lässt sich Nelkenöl wunderbar benutzen. Es lindert Mundgeruch und Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Dazu ein- bis zweimal täglich in ein Glas lauwarmes Wasser 2 Tropfen Nelkenöl geben und damit gurgeln.
Nelkenöl gegen Burnout
Konzentrationsprobleme, Abgeschlagenheit, chronische Müdigkeit, Burnout und Depressionen nehmen rapide zu und auch hier kann die Nelke unterstützen. Man kann Nelkenöl als Zugabe in einer Duftlampe, als Massageöl oder in einem warmen Bad einsetzen. Entspannung pur.
Nelkenöl gegen Rückenschmerzen
Dauerhafte oder chronische Schmerzen sind oft in Muskeln, Gelenken, Nacken und Rücken anzutreffen. Fließender, reißender und ziehender Rheumaschmerz, simpler Muskelkater oder Muskelzerrungen kann man mit Nelkenöl durch Einreiben, Einmassieren oder als Zugabe in Bädern behandeln und so die Schmerzen lindern. Die entkrampfende Wirkung der Nelken unterstützt die Behandlung zusätzlich.
Nelkenöl bei Insektenstichen und zur Insektenabwehr
Zur Behandlung von Insektenstichen gibt es einige Hausmittel. Eines davon ist die Verwendung von Nelkenöl. Mit seinen entzündungshemmenden Wirkstoffen unterstützt das Öl die Heilung und beugt auch noch gegen Juckreiz und Schwellungen vor.
Aber warum erst stechen lassen? Nelkenöl hilft auch bei der Insektenabwehr. Eine Zitrone oder eine Orange mit Nelken bespicken und die Plagegeister drehen ab. Auch in einer Duftlampe wirkt Nelkenöl abschreckend gegen Insekten, nicht gegen Menschen.
Nelkenöl und unsere Haut
Nelkenöl wirkt antifungal, antiviral und antibakteriell, also gegen Pilze, Viren und Bakterien, und kann dadurch bei vielen Hautproblemen eingesetzt werden. Mit Hilfe einer Kompresse, in Bädern oder durch Einreiben mit einigen Tropfen Nelkenöl werden Akne, Hautpilze und Hautparasiten schonend bekämpft. Schleimhäute und Augen bitte von Behandlungen ausnehmen.
Nelkentinktur gegen Blähungen
Blähungen können sehr unangenehm und auch sehr schmerzhaft werden. Wer kennt dies nicht? Hier hilft auch die Nelke in Form einer Tinktur (4).
Genau wie das Nelkenöl kann auch die Tinktur selbst hergestellt werden. Bei den Zutaten ersetzt man das Öl durch hochprozentigen Alkohol. Die Zubereitung läuft genau so ab, also mischen, dunkel stellen, ab und an schütteln, 14 Tage warten, abseihen und heilen 😉.
Bei Blähungen dreimal täglich 20 Tropfen in einem Glas Wasser verdünnt einnehmen.
Nelken – Heilmittel und Gewürz und ihre Antioxidantien
Die Heilpflanze des Jahres 2010 beinhaltet die besten natürlichen Antioxidantien, wie spanische Wissenschaftler herausfanden. Diese Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Gewürznelken einen hohen Gehalt an Phenolverbindungen aufweisen, die antioxidative, entzündungs- und gerinnungshemmende Eigenschaften besitzen. Diese Antioxidantien in Gewürznelken können vor allem unsere Zellmembranen vor freien Radikalen schützen.
Den Kampf zwischen freien Radikalen und Antioxidantien habe ich schon in einigen Beiträgen, unter anderem in Knoblauch und Rote Beete, erläutert.
Nelken – Heilmittel und Gewürz und Wechselwirkungen
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind nicht bekannt, gleichwohl sollten werdende Mütter auf Gerichte mit Nelke verzichten. Das ätherische Öl Eugenol kann vielleicht vorzeitige Wehen auslösen.
Nelken – Heilmittel und Gewürz: Fazit
Der Geruch von Nelken und der charakteristische Geschmack der „Nägeli“ stammen hauptsächlich vom ätherischen Öl Eugenol, das in großer Menge in ihnen steckt. Neben Duft und Geschmack, hat Eugenol aber viele heilende Effekte.
Eugenol wirkt antibakteriell und kommt als reines Nelkenöl in vielen Zahnarztpraxen als Desinfektionsmittel bei Zahnentzündungen zum Einsatz. Nelkenöl, aber auch die Nelke an sich, haben eine örtlich betäubende Wirkung.
Studien haben außerdem ergeben, dass Nelken zu den besonders wirksamen Antioxidantien gehören: Unter acht auf ihre antioxidative (also zellschützende) Wirkung getesteten Gewürzen schnitten sie mit Abstand am besten ab.
Auch im Essen haben Nelken dank der üppig vorhandenen ätherischen Öle neben ihrer Würzkraft angenehme Effekte: Sie fördern die Verdauung, beugen Blähungen vor und hemmen im Darm schädliche Bakterien, fördern also unsere Darmgesundheit.
- Lebensmittel-Lexikon. 4. umfassend überarbeitete Auflage. Behr, Hamburg 2005,
- Barbara Fehringer: Das „Speyerer Kräuterbuch“ mit den Heilpflanzen Hildegards von Bingen. Eine Studie zur mittelhochdeutschen „Physica“-Rezeption mit kritischer Ausgabe des Textes. Würzburg, 1994, (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, Beiheft 2
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10780875/
- pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22878397/
Herzlichen Dank für die vielen hilfreichen Lebensmittelbeschreibungen.
Ich selbst bin jetzt unter die Alchemisten gegangen und übe mich darin, Heilpflanzen zu Medizin zu verarbeiten. Grundlage ist meist DMSO, was einerseits entzündungshemmend und antibakteriell wirkt, aber in der Haupteigenschaft ein sehr potentes Lösungsmittel für fett- und wasserlösliche Stoffe ist. Damit ist es auch ein gutes Transportmittel: bei der äußerlichen Anwendung trägt es die Substanzen zentimeterweit in das Gewebe, und sogar in die Zellen selbst hinein. Die Wirkstoffaufnahme durch die Haut ist so oft wirksamer als oral eingenommen, was man erst gar nicht glauben will. (Auch Verunreinigungen wie durch Waschmittel in der Kleidung oder Schmutz an den Händen werden mit in den Körper und in die Zellen transportiert, also alles, also: Aufpassen!)
Meine erste selbst hergestellte Medizin waren jetzt isotonische (tatsächlich wohl etwas hypertonische) Augentropfen (Bergquellwasser, 0,9% Ursalz, 2% DMSO) und (um auf die Nelken zurückzukommen) Schmerztropfen (Nelken, Cayenne-Pfeffer und Weidenrinde in 25% DMSO, Rest Bergquellwasser). Ingwer, Knoblauch und Zwiebel würden sich auch noch als Schmerzmittel eignen, passen aber auch in die Kategorie Entzündungen und Antibakteriell. Eigentlich zur äußerlichen, tiefenwirksamen Anwendung gedacht, kann meine Schmerztinktur auch innerlich eingenommen werden, jedenfalls hatten das ein gewisser „Jesus“ und ich gestern ohne Nebenwirkungen probiert (allerdings auch ohne offensichtliche Wirkungen).
Danach werde ich noch Tinkturen mit Weidenrinde (diesmal pur), Nadelholznadeln (Kiefer, Fichte, Tanne, vielleicht sogar Mammutbaum, mal recherchieren), Hagebutten-, Holunder- und Weißdornfrucht sowie Löwenzahnwurzeln herstellen. Die erscheinen mir am Aussichtsreichsten und sind dann reichhaltig verfügbar.
P.S.: Und Müsli mit Leinsamen und Nüssen als „Basis-Medizin“!
Erst einmal vielen Dank für Dein Feedback. Sehr interessant, sind die Ausführungen zu deinen Vorhaben. Es würde mich freuen, wenn Du uns/mich auf dem laufenden hälst.
Liebe Grüße